Sumario: | Diagnostizieren ist ein elementarer Bestandteil des Lehrerhandelns im Unterricht. Es umfasst das Analysieren von Aussagen, Produkten und dem Verhalten von Schuler*innen sowie das Analysieren von Aufgabenanforderungen mit dem Ziel der Forderung. Es ist davon auszugehen, dass Lehrkrafte differenzierter diagnostizieren konnen, wenn sie im Diagnoseprozess Ressourcen nutzen, z. B. Wissen uber Theorien und empirische Befundlagen (Theorie- und Empiriebezuge). Ziel der Studie war es, Diagnoseprozesse von Studierenden und die darin hergestellten Theorie- und Empiriebezuge zu untersuchen. Daten wurden in einem Seminar erhoben, in dem Studierende beim Bearbeiten von Diagnoseaufgaben auf Video aufgezeichnet wurden. Es wurden kategoriengestutze Verfahren genutzt, um Komponenten des Diagnoseprozesses (Beobachtung, Deutung, Ursache, Konsequenz) sowie die Theorie-/Empiriebezuge zu erfassen. In einer erganzenden qualitativen Analyse wurde die Nutzung von Learning Progressions in der Mechanik als Bezugsrahmen untersucht. Die Befunde deuten darauf hin, dass den Studierenden Deutungen sowie Theorie- und Empiriebezuge auf Learning Progressions zu Mechanik in einem Setting gelingen, das diese Prozesse fordert. Es zeigt sich auch, dass Uberlegungen zu Ursachen und Konsequenzen ebenso wie Theorie-/Empiriebezuge ohne Learning Progressions eher schwach ausgepragt sind. Hier gilt zu klaren, welche Forderpotentiale sich ergeben, aber auch, wo diese in der ersten Phase der Lehrerbildung an Grenzen stossen.
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